Die japanischen Professoren Mizuyama und Yoshimura waren am IDD zu Gast, um mit Professor Lange und den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen des IDDs die Ansätze und Blickwinkel der politischen Bildung in Deutschland und Japan zu diskutieren. Die Professoren waren insbesondere daran interessiert, welches Selbstverständnis und welche Ziele politische Bildung in Deutschland im Allgemeinen hat, welche spezifischen Ansätze in Hannover verfolgt werden und wie der Schulunterricht im Fach Politik gestaltet ist. In Gesprächen mit Professor Dirk Lange und mit den Forscher*innen des Instituts wurde rege über die die Arbeits- und Forschungsbereiche der AGORA, insbesondere Citizenship Education und Demokratiedidaktik sowie über aktuelle Projekte des Instituts für Didaktik der Demokratie diskutiert.
In einem internationalen Workshop wurden in vergleichender Perspektive zunächst die Fragen der Professoren beantwortet. Daran anknüpfend entwickelte sich eine spannende Diskussion, wie diese Leitfragen auch an die politische Bildung in Japan zurückgespiegelt werden können. Interessanterweise offenbarte sich dabei, dass die japanische und deutsche politische Bildung, gerade durch ihre historische Kontextualisierung, ähnliche Entwicklungsstufen durchlaufen haben. So war beispielsweise die japanische politische Bildung ebenfalls von einer ‚Re-Education‘ durch die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt.
Um über zentrale Inhaltsfelder der politischen Bildung in Deutschland (und Europa) zu sprechen, wurden ausgewählte transnationale Bildungsprojekte vorgestellt, die die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen koordinieren. Im Fokus standen dabei die Themenschwerpunkte Migration/Integra-tion sowie Digitalisierung. Die Professoren Mizuyama und Yoshimura nutzten diesen Gesprächsanalass, um zu verdeutlichen, welche Problemstellungen in Japan hinsichtlich dieser Themenbereiche diskutiert werden.
Die Diskurse um Risiken der Digitalisierung sind geprägt von ähnlichen Problemstellungen: Auch in Japan sind der Umgang mit ‚Fake News‘ und Modalitäten der Ausbildung von ‚Digital Literacy‘ bedeutende Fragestellungen. Der Bereich Migration und Integration war bislang in Japan durch den geringen Anteil von 3% von Migrant*innen an der Bevölkerung noch eher sekundär im politischen Agendasetting. Durch die Überalterung der japanischen Gesellschaft wird Migration und damit auch Integration immer bedeutender, so die Professoren Mizuyama und Yoshimura.
Am Dienstag, den 03.09.2019 besuchten die japanischen Gäste gemeinsam mit Theresa Bechtel (Wiss.-Mit. am IDD) die Tellkampfschule in der Südstadt von Hannover. Dort bot sich dankenswerterweise die Möglichkeit, in zwei Doppelstunden im Fach Politik zu hospitieren und gemeinsam mit der Schulleiterin Frau Badenhop und der Politiklehrkraft Herrn Trisch über die generellen Strukturen und Inhaltsfelder des Politikunterrichts zu sprechen.
Die Professoren Mizuyama und Yoshimura zeigten sich dabei sehr interessiert an den Inhalten der Stunden (Partizipation bzw. Unternehmen) sowie deren Zielsetzungen. Es entspann sich ein Gespräch über allgemeine Ziele formaler politischer Bildung, der Rolle der Lehrkraft und dem Umgang mit Schülerinnen und Schülern im Politikunterricht. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei der Schulleitung und den Lehrkräften der Tellkampfschule noch einmal recht herzlich für das Engagement!
von Theresa Bechtel