VAR - Verschwörungstheorien als Analyse- und Reflexionsgegenstand

Leitung: Prof. Dr. Dirk Lange
Projektkoordination: Bastian Vajen, Alrun R. Vogt
Team:  Kristin Reimer, Anna Voigt
Förderung: Demokratie leben!
Laufzeit: 2023 - 2024

 

Verschwörungstheorien stellen Lehrende der politischen Bildung sowohl in schulischen als auch in außerschulischen Bildungsbereichen vor spezifische Herausforderungen. Der Glauben an Verschwörungstheorien ist dabei aus lerntheoretischer Sicht durch die Bereitstellung von Wissen nicht einfach veränderbar, sondern Teil eines komplexen Überzeugungssystems. Entsprechende Lernprozesse benötigen daher Gelegenheiten, das eigene Wissen, die eigenen Überzeugungen sowie die eigene Urteils- und Reflexionsfähigkeit zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Gleichzeitig bedarf es bei der Arbeit mit Verschwörungstheorien einer die Lernenden sinnhaft erscheinenden Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Für praktische politische Bildungsprozesse über Verschwörungstheorien oder mit Lernenden die an Verschwörungstheorien glauben ist daher ein an die Lerngruppe angepasstes Vorgehen mit entsprechenden Materialien notwendig.

Hieran angeschlossen stellt das Ziel dieses Projekts die Erstellung von evaluierten und wirksamen Lerngelegenheiten für Lernende unterschiedlicher Altersstufen in heterogenen Lerngruppen zu dem Thema Verschwörungstheorien dar. Die hiermit verbundenen Lernmaterialien sollen in einem Design-Based-Research-Verfahren auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse erstellt, von Expertinnen und Experten aus dem Feld und der schulischen und außerschulischen Bildung evaluiert, im Rahmen von empirisch begleiteten Lerneinheiten erprobt und anschließend mit didaktischen Kommentaren für den Einsatz in schulischen und außerschulischen Lernsettings zur Verfügung gestellt werden.

Durchgeführt wird dieses Projekt durch das Institut für Didaktik der Demokratie an der Leibniz Universität Hannover. Das Institut für Didaktik der Demokratie (IDD) wird seit 2013 durch die beiden Direktoren Prof. Dr. Dirk Lange und Prof. Dr. Detlef Schmiechen-Ackermann wissenschaftlich geleitet und ist als Teil der Philosophischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover für die Durchführung unterschiedlicher Forschungs- und Transferaktivitäten auf den Feldern der Politischen Bildung und Demokratiepädagogik, Geschichte und Erinnerungskultur sowie sozialen Herausforderungen der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts verantwortlich. Dies beinhaltet auch die Beschäftigung mit Exklusionspraktiken moderner Gesellschaften und dem Einfluss von Rassismus, Antisemitismus, Verschwörungstheorien und politischem Extremismus auf die Demokratie.


Kontaktdaten

Das Projekt VAR wird von Bastian Vajen und Alrun R. Vogt umgesetzt. Bei Fragen oder Hinweisen wenden Sie sich daher gerne an:

Alrun R. Vogt, M.Sc.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Adresse
Callinstraße 22
30167 Hannover
Gebäude
Raum
004
Alrun R. Vogt, M.Sc.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Adresse
Callinstraße 22
30167 Hannover
Gebäude
Raum
004
Bastian Vajen, M. Ed.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Adresse
Callinstraße 22
30167 Hannover
Gebäude
Raum
002
Bastian Vajen, M. Ed.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Adresse
Callinstraße 22
30167 Hannover
Gebäude
Raum
002

Projekt

Aktueller Fortschritt

April 2024

September 2023

Erste Erprobungsphase

Projektbeginn

Im Anschluss an den Projektbeginn konnte im September die Modulentwicklung erfolgreich eingeleitet werden. Diese ergab als Output sechs Module, die einen umfassenden Einstieg in die Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien bieten. Neben allgemeinen Informationen durchlaufen die Module themenspezifische Schwerpunkte wie die Thematisierung von antisemitischen, wissenschaftsfeindlichen und systemkritischen Inhalten. Darüber hinaus dienen sie als Mittel zur Erarbeitung von Handlungsstrategien und Medienkompetenzen in der Praxis. 


Ergebnisse

Im Rahmen des Projekts „Verschwörungstheorien als Analyse- und Reflexionsgegenstand“ (VAR) wurden sechs Module entwickelt, welche einen zeitlichen Umfang von jeweils 90 Minuten beanspruchen. Mittels mehrfacher Erprobung und Evaluation entstehen wirksame Lehrinhalte, die sich für die niedrigschwellige Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse innerhalb der Sekundarstufe II eignen.

  • Modul 01 - Crashkurs Verschwörungstheorien

    Die Grundlagen zur Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien vermittelt das erste Modul in Form eines Crashkurses. Die Teilnehmenden erhalten über die Analyse eines Rap-Songs einen ersten Zugang zum Thema und recherchieren eigenständig zu der Vielfalt von Verschwörungstheorien und ihren Vertreter*innen in der deutschsprachigen Medienwelt. Darüber hinaus erarbeiten sie sich wesentliche Charakteristiken, Funktionen und Narrative, die als Erkennungsmerkmale gelten.

  • Modul 02 - Ins Gespräch kommen: Wie reagiere ich auf Verschwörungstheorien?

    Das zweite Modul fragt nach angemessenen Umgangsweisen im Austausch mit verschwörungstheoretischen Aussagen. Aufbauend auf einem Leitfaden, der explizite Ratschläge an die Hand gibt, wird Raum geschaffen, um Gesprächsstrategien in Kleingruppen zu erproben. Dies soll die Teilnehmenden ermutigen, auch in der Realität Stellung zu verschwörungstheoretischen Inhalten zu beziehen und einer Isolation von Verschwörungstheoretiker*innen entgegenzuwirken.

  • Modul 03 - Wissenschaft(-sfeindlichkeit) und Verschwörungstheorien

    Das dritte Modul geht auf den wissenschaftsfeindlichen Charakter als einen problematischen Aspekt von Verschwörungstheorien ein. So sollen die Teilnehmenden in diesem Modul lernen, welche Ansprüche an wissenschaftliches Arbeiten gestellt werden. Dem wissenschaftlichen Forschungsprozess wird die Argumentationsstruktur und vermeintliche Beweisführung von Verschwörungstheorien gegenübergestellt, sodass die Teilnehmenden die entscheidenden Unterschiede herausarbeiten können. Daraus schlussfolgernd soll die Lerngruppe gemeinsam reflektieren, welche Bedeutung Wissenschaft für das gesellschaftliche Miteinander hat und wo Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis liegen.

  • Modul 04 - Antisemitismus

    Neben der Wissenschaftsfeindlichkeit und dem Radikalisierungspotenzial, das Verschwörungstheorien bergen, sind die historisch überdauernden antisemitischen Narrative kennzeichnend. Mit Hilfe des vierten Moduls wird gezeigt, dass Verschwörungstheorien kein neues Phänomen sind, das erst seit der COVID-19-Pandemie existiert, sondern dass diese den gesellschaftlichen Antisemitismus seit Jahrhunderten reproduzieren. Dadurch soll den Teilnehmenden bewusster werden, dass Antisemitismus auch noch heute präsent ist und durch zahlreiche Verschwörungstheorien fortgeschrieben wird.

  • Modul 05 - Kritische Meinungsbildung

    Ferner soll das Spannungsverhältnis zwischen Verschwörungstheorien und Meinungsfreiheit betrachtet werden. Die Lerneinheit spiegelt die Herausforderungen einer Demokratie wider, indem verschwörungstheoretische Aussagen kritisch eingeordnet werden. Anhand der Beispiele von Alex Jones und Nikolai Nerling lernen die Jugendlichen, zwischen Meinungen und problematischen antidemokratischen Haltungen zu differenzieren, die einen eindeutigen Verstoß gegen die Meinungsfreiheit darstellen. Dadurch sollen sie nicht nur eine eigene kritische Meinung ausbilden, sondern darüber hinaus demokratische Formen der politischen Partizipation diskutieren.

  • Modul 06 - Soziale Medien

    Orte der Verbreitung verschwörungstheoretischer Inhalte finden sich vor allem im digitalen Raum, der wie ein Katalysator für ihre Verbreitung wirkt. Sie fördern nicht nur die Isolation und Bestärkung von Verschwörungstheoretiker*innen, sondern können auch durch ihr subtiles Vorgehen über die sozialen Netzwerke an Jugendliche gelangen. Dies erschwert, Verschwörungstheorien direkt auf Anhieb als solche zu erkennen. Um die Medienkompetenz der Jugendlichen zu stärken, bietet das sechste Modul die Möglichkeit, die eigene Mediennutzung zu reflektieren und digitale Quellen differenziert und kritisch zu betrachten.


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Weiterführende Materialien

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