Projekte

VAI - Volunteering among Immigrants

Leitung:  Aristotelio Panepistimio Thessalonikis University; für das IDD: Prof. Dr. Dirk Lange
Team:  Elizaveta Firsova
Jahr:  2018
Förderung:  Europäische Kommission - AMIF (Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds)
Laufzeit:  01/2018 - 12/2019

Projektbeschreibung:

Das Projekt VAI, welches durch den europäische Asylum, Migration and Integration Fund (AMIF) unterstützt wird, verfolgt das Ziel, ehrenamtliche Tätigkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund/-erfahrung als ein Mittel zur Integration und einen Indikator für gesellschaftliche Teilhabe zu beleuchten.

Um dieses Vorhaben zu realisieren, ist das VAI-Projekt folgender Forschungsfrage untergeordnet: „Wie kann Freiwilligenarbeit unter Migrant*innen besser genutzt werden, um die gesellschaftliche Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund/-erfahrung und Drittstaatsangehörigen zu erhöhen?“

Projektverlauf:

Als Vorbetrachtung wurden in den vier Partnerländern zunächst mittels Fragebogen nationale Umfragen durchgeführt, um ganzheitlich den gegenwärtigen Zustand des Ehrenamts auf der nationalen und internationalen Ebene zu beleuchten. In einem weiteren Schritt wurden Interviews mit Ehrenamtlichen und Leiter*innen unterschiedlicher Organisationen geführt, um Motive von ehrenamtlichem Engagement, verschiedene Kontexte von Freiwilligenarbeit sowie Herausforderungen und Best-Practice Beispiele zu erfassen. Dabei wurden auf nationaler Ebene zusätzlich die Schwierigkeiten, mit denen Organisationen im Bereich der Freiwilligenarbeit konfrontiert sind, erfasst sowie international die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Freiwilligenarbeit in den Partnerländern identifiziert.

Zu den wichtigsten Erkenntnissen der internationalen Untersuchung gehört, dass sich sowohl die Organisationen als auch die Ehrenamtlichen eine stärkere Strukturierung des Ehrenamtes wünschen. Damit sind sowohl Festlegungen bezüglich der Rahmenbedingungen als auch die Etablierung von Langzeit-Zielen und eine Professionalisierung im Betreuungssektor von Freiwilligen gemeint. Es wurde vermehrt darauf hingewiesen, dass ein Mangel an festangestellten Ansprechpersonen besteht, die die Ehrenamtlichen betreuen und unterstützen. Des Weiteren ist der Befund zu nennen, dass die Zielgruppe unseres Projekts - Menschen mit Migrationshintergrund/-erfahrung - besonders häufig angaben, in informellen Strukturen und in Migrant*innenselbstorganisationen aktiv zu sein. Dieser Befund der unterschiedlichen Art des Ehrenamtes von Menschen ohne und mit Migrationshintergrund stellt sich dabei als länderübergreifendes Phänomen dar. Nur selten wurde die Eingebundenheit von Menschen mit Migrationshintergrund/-erfahrung auch in traditionellen Sektoren, wie zum Beispiel in Wohlfahrtsverbänden, Gemeinschaftszentren oder in der Parteiarbeit, berichtet. Diese Differenz wurde insbesondere in der in Deutschland durchgeführten Studie deutlich. Die Daten weisen hier darauf hin, dass in vielen Organisationen, die in den Bereichen Migration und Flüchtlingshilfe aktiv sind, vor allem deutsche Freiwillige ohne Migrationshintergrund tätig sind. Demgegenüber berichten viele Migrant*innenselbstorganisationen, die zu den Schwerpunkten arbeiten, dass bei ihnen vor allem Freiwillige mit Migrationshintergrund ehrenamtlich mitarbeiten. Zusätzlich zeigt sich, dass viele Organisationen in den vier Partnerländern ohne ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen kaum überlebensfähig wären, da viele Organisationen weitaus mehr ehrenamtliche als feste Mitarbeiter*innen haben, die wichtige Aufgaben wie Übersetzungen, Mentoring und administrative Aufgaben innerhalb der Organisation übernehmen.

Für die erfolgreiche Einbindung von Flüchtlingen und Menschen aus Drittstaaten deutet das mehrfach replizierte Ergebnis darauf hin, dass ein gewisses Maß an grundlegender Sicherheit gewährleistet sein muss, um ehrenamtliches Engagement zu ermöglichen. Insbesondere bei Geflüchteten zeigt sich, dass einerseits persönliche Ängste, die die eigene Absicherung betreffen, und andererseits die in einigen europäischen Ländern restriktive Asylpolitik als hemmende Faktoren auf den Willen zum sozialen Engagement wirken.

Auf Basis der forschungsbasierten Erkenntnisse sollen im nächsten Projektschritt Richtlinien entwickelt werden, um die Rolle der Freiwilligenarbeit bei der Integration von Einwanderern aus Drittstaaten und anderen Menschen mit Migrationshintergrund zu stärken. Dabei sollen zunächst Handbücher erstellt werden, die I) Organisationen helfen das Ehrenamt zu professionalisieren, II) Menschen mit Migrationshintergrund/-erfahrung als Handreichung zum Thema Ehrenamt dienen und die vielseitigen Möglichkeiten und Arten von Ehrenamt aufzeigen und III) Tools und Beispiele von interkulturellen Trainings für Organisationen, die die Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund/-erfahrung anstreben, anbieten. Schließlich soll – unterstützt durch eine virtuelle Plattform – ein europäisches Netzwerk an nationalen Kontakten und Initiativen im Bereich der Freiwilligenarbeit von Menschen mit Migrationshintergrund/-erfahrung etabliert werden, um einen verstärkten transnationalen Dialog zwischen den verschiedenen Interessensgruppen zu ermöglichen.

Projektwebsite:  https://www.vai-project.eu